Freud-Preis an Hubert Wolf

27. Juli 2021

Hubert Wolf erhält den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet den Kirchenhistoriker Hubert Wolf mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2021 aus. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 6. November 2021 in Darmstadt verliehen.

Begründung der Jury:
»Seit vielen Jahren gelingt es dem Kirchenhistoriker Hubert Wolf mit seinen auf genauester Quellenkenntnis beruhenden, anschaulich geschriebenen und thesenstark argumentierenden Büchern eine breitere Öffentlichkeit für komplexe kirchengeschichtliche Fragen zu interessieren, die für Erscheinungsbild und Konflikte der katholischen Kirche bis heute bestimmend sind. Er macht die historische und politische Bedingtheit der kirchlichen Lehre transparent. Dabei scheut er nicht, wie in seinem 2020 erschienen Buch über die Unfehlbarkeit des Papstes, brisante Machtfragen zu diskutieren. Als Kirchenhistoriker, in dessen Werken sich wissenschaftliche Akribie und materialgesättigte Erzählfreude verbinden, ist Hubert Wolf ein großer Aufklärer. Indem er als Historiker die Vielfalt der katholischen Traditionen erkundet und verschüttete und verdrängte innerkirchliche Alternativen freilegt, kann er, wie mit seinem 2019 erschienenen Buch über den Zölibat, zu den aktuellen Debatten über die Zukunft seiner Kirche beitragen.«

Hubert Wolf, geboren am 26. November 1959 in Wört/Ostalbkreis, ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er studierte katholische Theologie an den Universitäten Tübingen und München, ließ sich zum Priester ausbilden, promovierte 1990 in Tübingen und habilitierte sich 1991 für das Fach Mittlere und Neuere Kirchengeschichte. 1992 folgte er dem Ruf an die Universität Frankfurt/Main und wechselte im Jahr 2000 an die Universität Münster, wo er Direktor des Seminars für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte wurde. Wolfs Forschungen basieren vor allem auf neu zugänglichen Aktenbeständen im Vatikanischen Geheimarchiv und im Archiv der Glaubenskongregation in Rom, aber auch im Erzbischöflichen Archiv in München. Neben Langfristvorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft u.a. über die »Buchzensur durch Römische Inquisition und Indexkongregation in der Neuzeit« zählen zu seinen Forschungsschwerpunkten das Verhältnis der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus und zu anderen totalitären und autoritären Regimen des 20. Jahrhunderts, sowie die Kirchen-, Theologie- und Frömmigkeitsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Hubert Wolf legte zahlreiche Veröffentlichungen vor, die ihn weit über die Grenzen seines Fachs hinaus bekannt gemacht haben, darunter: »Index: Der Vatikan und die verbotenen Bücher« (2006), »Papst und Teufel« (2008), »Die Nonnen von Sant'Ambrogio« (2013), »Krypta: unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte« (2015), »Konklave: Die Geheimnisse der Papstwahl« (2017), »Verdammtes Licht. Der Katholizismus und die Aufklärung« (2019), »Zölibat: 16 Thesen« (2019) und zuletzt »Der Unfehlbare: Pius IX. und die Erfindung des Katholizismus im 19. Jahrhundert« (2020).

Für sein Werk wurde er 2003 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet, 2004 erhielt er den Communicatorpreis des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft, 2006 den Gutenberg-Preis.

Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa wird seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen. Der Preis wird von der ENTEGA Stiftung gefördert.


Corinna Blattmann
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