Gundolf-Preis geht an die Iranerin Mahshid Mirmoezi
7. März 2023
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den diesjährigen »Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland« an die iranische Literaturvermittlerin Mahshid Mirmoezi. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird am 4. Juni 2023 in Ljubljana/Slowenien im Rahmen der Akademietagung verliehen.
Mahshid Mirmoezi, geboren 1962 in Qazwin, nordwestlich von Teheran, macht seit über einem Vierteljahrhundert deutschsprachige Gegenwartsliteratur auf Persisch zugänglich. Zu den Autorinnen und Autoren, die sie übersetzt hat, zählen Pascal Mercier, Julia Franck, Iris Radisch, Daniel Kehlmann, Annemarie Schwarzenbach, Sudabeh Mohafez. Mit ihrem übersetzerischen Schwerpunkt auf Literatur deutschsprachiger Autorinnen schließt Mahshid Mirmoezi nicht nur eine eklatante übersetzerische Lücke in der Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur, sie antwortet damit auch auf die Bedürfnisse einer aufgeklärten und weltläufigen iranischen Leserschaft, vor allem der vielen literaturinteressierten Leserinnen in ihrem Land. Dies zeigt das überwältigende Echo auf ihre Übersetzungen – etliche liegen in mehrfacher Auflage vor.
Mahshid Mirmoezi kam erstmals mit ihren Eltern in den siebziger Jahren zu Besuch nach Deutschland, wo sie sich, wie sie selbst sagt, in die deutsche Sprache verliebt habe. 1984 ging sie erneut nach Deutschland, um Landschaftsarchitektur an der TH Bochum zu studieren. 1992 kehrte sie als alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn nach Iran zurück. In jener Zeit begann sie über deutsche Literatur zu schreiben und auf Eigeninitiative — iranische Verlage haben großes Interesse an neuer deutscher Literatur, aber keinen Zugang und keinen Überblick — deutsche Gegenwartsliteratur zu übersetzen. Ihre erste Übersetzung erschien 1997. Seither hat sie über 60 Bücher übersetzt und wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Parvin Etesamis Preis. Mahshid Mirmoezi lebt in ihrer Geburtsstadt Qazwin.
Der Friedrich-Gundolf-Preis würdigt seit 1964 hervorragende Leistungen bei der Vermittlung deutscher Kultur, insbesondere der deutschen Sprache und Literatur in nicht deutschsprachigen Ländern.
Der Preis wird jährlich während der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie zusammen mit dem Voß-Preis für Übersetzung verliehen.
Nähere Informationen zum Preis und zu den Preisträgerinnen und Preisträgern hier