Auszeichnungen für Lothar Müller und Michael Hagner

20. Juni 2008

Auszeichnungen für Lothar Müller und Michael Hagner

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay an den Kultur- und Literaturwissenschaftler Lothar Müller, der Mediziner und Wissenschaftshistoriker Michael Hagner erhält den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Beide Preise sind mit 12.500,- Euro dotiert und werden zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 1. November 2008 in Darmstadt verliehen.

Mit Lothar Müller zeichnet die Deutsche Akademie einen Kritiker aus, der auf glückliche und heute selten gewordene Weise sinnliche Anschauung, elegante Prosa und theoretische Reflexion verbindet. Ein hintergründiger, dabei immer leichter, oft humorvoller Ton tritt in den Dienst ausgebreiteter Kenntnisse und eines untrüglichen Urteils, das gegenwärtige Literatur vor der Folie der Geistesgeschichte vor allem der letzten zweihundert Jahre begreift. Dazu kommt eine kosmopolitische Belesenheit, die von England bis Italien, von Frankreich bis Polen reicht und einen verbreiteten Provinzialismus bei der Betrachtung deutscher Gegenwartsliteratur brillant überspielt.

Lothar Müller wurde 1954 in Dortmund geboren und ist heute Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Berlin. Zuvor, von 1997 bis 2001, war er Redakteur im Literaturblatt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Lothar Müller promovierte 1985 über Karl Philipp Moritz, während er längst publizistisch und journalistisch tätig war. Neben seinen kenntnisreichen Literaturkritiken und Essays stehen seine zahlreichen Arbeiten zur Literatur- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts sowie zu Ästhetik, Kunst und Literatur der Moderne. Zu seinen jüngeren Publikationen zählen: Die zweite Stimme. Vortragskunst von Goethe bis Kafka, 2007; Das Karl Philipp Moritz-ABC. Anregung zur Sprach-, Denk- und Menschenkunde, 2006; Don Quijote im Sortenlager. Der Pakt des Archivs mit dem Papier. Essay. In: Marbachkatalog, 2006; Über den Satzbau. Literaturkolumne. In: Merkur. Zeitschrift für europäisches Denken, 2008. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.

Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay wird seit 1964 verliehen und seither von der Firma Merck KGaA, Darmstadt, finanziert.

Michael Hagners Arbeiten, so die Begründung der Jury, sind Spitzenwerke der naturwissenschaftlichen Selbstaufklärung, der Geschichtsforschung und der deutschen Wissenschaftssprache zugleich. Er schreibt eine heute selten gewordene, elegante, klare und distinkte Sprache, die komplexe Zusammenhänge und Forschungsprobleme so darzustellen vermag, dass sie verständlich sind, ohne simplifiziert zu werden. Am Beispiel der Geschichte und Aktualität der Hirnforschung zeigt er in seiner großen Trilogie (Homo cerebralis,1997, Geniale Gehirne, 2004, Der Geist bei der Arbeit, 2006), wie Spezialforschung erst in ihrer Einbettung in kulturelle und gesellschaftliche Prozesse in ihren Voraussetzungen verständlich, beschreibbar und damit auch in ihren aktuellen Übereinkünften kritisierbar wird.

Michael Hagner wurde 1960 in Bochum geboren. Seit 2003 ist er ordentlicher Professor für Wissenschaftsforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Zuvor arbeitete er am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: Der Geist bei der Arbeit. Historische Untersuchungen zur Hirnforschung, 2006; Geniale Gehirne. Zur Geschichte der Elitegehirnforschung, 2004; Ansichten der Wissenschaftsgeschichte, Hg., 2001; Homo cerebralis, Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn, 1997. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa wird seit 1964 verliehen und von der HSE-Stiftung, Darmstadt, finanziert. Informationen unter: www.deutscheakademie.de/aktuell.html

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