Auszeichnungen für Ernst-Wolfgang Böckenförde und Heinz Schlaffer

22. Mai 2012

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2012 dem Juristen Ernst-Wolfgang Böckenförde.
Der Germanist Heinz Schlaffer wird mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2012 ausgezeichnet. Beide Preise sind jeweils mit 12.500,- Euro dotiert und werden zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 27. Oktober 2012 in Darmstadt verliehen.

»Ernst-Wolfgang Böckenförde erhält den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2012. Er hat in seinem reichen Lebenswerk als akademischer Lehrer und Forscher, als Verfassungsrichter, als Redner und Essayist komplexe staatsrechtliche und verfassungsgeschichtliche Zusammenhänge meisterhaft analysiert und einer breiten Öffentlichkeit durchschaubar gemacht. Klarheit der Sprache ist für ihn sowohl Voraussetzung als auch Folge eines klaren Denkens, und sie erweist sich damit als unentbehrlich für eine rechtlich geordnete, demokratische, offene Gesellschaft, zu deren Konstituierung und Entwicklung Ernst-Wolfgang Böckenförde grundlegende und im Wortsinne maßgebliche Beiträge geleistet hat.«

Ernst-Wolfgang Böckenförde, geboren am 19. September 1930 in Kassel, lebt als Emeritus bei Freiburg. Er war Professor für Öffentliches Recht, Verfassungs- und Rechtsgeschichte sowie Rechtsphilosophie zunächst an den Universitäten in Münster und Bielefeld, ab 1977 lehrte er in Freiburg. Böckenförde war von 1983 bis 1996 Richter am Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts. Er wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2004. Zu seinen jüngeren Veröffentlichungen zählen: Wissenschaft, Politik, Verfassungsgericht (Suhrkamp 2011), Vom Ethos der Juristen ( Duncker & Humblot 2010), Recht, Staat, Freiheit (Suhrkamp 2006 / Erw. Ausg.).

Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa wird seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen und von der HSE-Stiftung, Darmstadt, finanziert.

»Heinz Schlaffer wird mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2012 ausgezeichnet. In geistvollen und beobachtungsscharfen, streitlustigen und pointierten Büchern und Essays hat er seit seiner großen Studie über Lyrik im Realismus (1966) die Verpflichtung der Germanistik gegenüber literarisch neugierigen, nicht fachkundigen Lesern auf ebenso vorbildliche Weise ernst genommen wie die Verantwortung gegenüber seinem Fach. Er hat der Germanistik, zu deren profiliertesten Vertretern er seit Jahrzehnten gehört, immer wieder überraschende Anregungen gegeben. Seine Arbeiten über das Zeitalter der Aufklärung, über das Werk Goethes, über die deutsche Dichtung von Klopstock bis Kafka praktizieren eine Literaturwissenschaft, der es um die minutiös analysierten poetischen Qualitäten sprachlicher Kunstwerke ebenso zu tun ist wie um deren gesellschaftliche Bedingungen und Wirkungsmöglichkeiten. In seinen Untersuchungen der Beziehungen zwischen Poesie und Wissen (1996 und 2005) hat er diese Literaturgeschichte kulturgeschichtlich perspektiviert; das jüngst erschienene Buch über die Geistersprache der Poesie (2012) fragt zurück nach den anthropologischen Grundlagen und rituellen Praktiken der Poesie. Als geheimes Motto könnte über Heinz Schlaffers literaturwissenschaftlicher Kunst das Diktum Oscar Wildes stehen, jede Schreibweise sei erlaubt außer der langweiligen.«

Heinz Schlaffer, geboren am 21. Juni 1939 in der Nähe von Pilsen/Böhmen, lebt heute als Emeritus in Stuttgart. Er war Professor für Neuere deutsche Literatur an den Universitäten in Marburg und Stuttgart. Er publizierte zahlreiche Bücher und Essays, daneben auch Kritiken in verschiedenen Zeitungen. Seine Veröffentlichungen reichen – ausgehend von dem Band Lyrik im Realismus (Bouvier 1966) – von Arbeiten zur Aufklärung und zu Goethe bis hin zu dem aktuellen Buch Geistersprache. Zweck und Mittel der Lyrik (Hanser 2012). Für sein Werk wurde er 2008 von der Akademie der Künste mit dem Heinrich-Mann-Preis für Essayistik ausgezeichnet.

Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay wird seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen und von dem Unternehmen Merck KGaA, Darmstadt, finanziert.