Zum Krieg im Nahen Osten

4. November 2023

In seiner Rede zur Eröffnung der Preisverleihung am 4. November 2023 im Staatstheater Darmstadt sagte Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung:

»Meine Hoffnung, meine Amtszeit friedvoller ausklingen zu sehen, hat sich nicht erfüllt: Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht in Sicht, und nun ist durch den Terrorüberfall der Hamas auf Israel, bei dem 1400 Menschen wahllos abgeschlachtet und über 200 Geiseln in entsetzliche Unterweltgefängnisse entführt wurden, ein weiteres heilloses Schlachtfeld hinzugekommen mit furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung in Gaza.

Ein aktueller Anlass hat mich dazu gezwungen, vor vier Jahren an dieser Stelle dies zu sagen: ‚Der Angriff eines braunen Mörders auf die Synagoge in Halle wenige Wochen vor unserer Herbsttagung erscheint, im Verbund mit anderen Aktionen des rechten Terrorismus, wie die Ankündigung einer politischen Pestzeit. Dass jüdisches Leben in Deutschland erneut bedroht ist und dass in Regionen, wo einst Goethe Wissenschaft und Kunst als Sprachen eines humanen Universalismus bestimmte, fremdenfeindliche und völkische Rhetorik erschreckend viele Wähler an sich zieht, dies sind Entwicklungen, auf die die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die alles andere als eine Spielwiese des absoluten Geistes ist, reagieren muss, indem sie ihrem aus der Erfahrung der Nazi-Barbarei formulierten Gründungsauftrag folgt und ihn auf die aktuelle Lage anwendet.‘

Seitdem diese Sätze gesprochen wurden, ist die Lage sehr viel bedrohlicher geworden, und der hausgemachte wie der importierte Antisemitismus multiplizieren sich auf erschreckende Weise. Deshalb darf kein Zweifel daran entstehen, dass in unserem Lande die Aufgabe darin bestehen muss, völlig unabhängig davon, wie jeder einzelne von uns die Politik der israelischen Regierung bewertet, den Antisemitismus in allen seinen Erscheinungsformen zu bekämpfen und das Recht Israels auf Selbstverteidigung nicht in Frage stellen zu lassen. Dies muss und wird auch die Aktivitäten unserer Akademie prägen.«