Naoji Kimura

Germanist
Geboren 11.9.1934
Mitglied seit 1997

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Für die mir zuteil gewordene Ehre, mich in Ihrem literarisch-gelehrten Kreis vorstellen zu dürfen, kann ich Ihnen nicht genug danken. Abgesehen davon, daß ich im Laufe der langjährigen Lehrtätigkeit als Auslandsgermanist mehrere von Ihnen persönlich in Japan oder Deutschland kennengelernt habe, kann ich mich an drei Ereignisse erinnern, die direkt oder indirekt mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu tun hatten. Gibt es doch ein deutsches Sprichwort: »Aller guten Dinge sind drei...« Einmal hatte ich vor Jahren Gelegenheit, beim deutschen Gesandten in Tokyo eine Delegation der Akademie unter der Präsidentenschaft von Herrn Karl Krolow zu begrüßen. Dann besuchte ich vor einigen Jahren in Peking den chinesischen Dichtergelehrten Feng Chih, der im Jahre 1988 den Friedrich-Gundolf-Preis erhalten hatte. Zuletzt schrieb ich 1996 als einer der Humboldtianer in einer Festschrift des Goethe-Instituts München: »Die durch die Humboldt-Stiftung geförderten Wissenschaftler verschiedenster Provenienz haben das freudige Lebensgefühl, gleichsam einer internationalen Akademie der Wissenschaften anzugehören«. Damals ahnte ich freilich nicht, daß mir jemals die Auszeichnung zuerkannt würde, zum korrespondierenden Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt zu werden. Offen gestanden, komme ich mir in dem Kreis derer, die sich um die deutsche Sprache und Dichtung in hervorragender Weise verdient gemacht haben, ein wenig fremd vor. Denn sowohl in der deutschen Sprache als auch in der deutschen Dichtung habe ich eigentlich nichts geleistet. Wenngleich ich eine Anzahl Aufsätze in deutscher Sprache veröffentlicht habe, kann ich doch nicht wie ein Deutscher Deutsch schreiben. Mein Deutsch muß vor der Drucklegung immer von einem deutschen Kollegen korrigiert werden. Im Japanischen würde ich mich aber schämen, meine Aufsätze oder Bücher sprachlich verbessern zu lassen. Die Kriterien für die Beurteilung bzw. Wertschätzung eines japanischen Germanisten müssen also woanders liegen. Persönlich sehe ich meine Aufgabe darin, das Interesse der japanischen Jugend an deutscher Sprache und Dichtung durch literaturwissenschaftliche Arbeit wachzuhalten. Dabei gilt mir vor allem Goethe als Sinnbild deutscher Kultur und Humanität. Darüber hinaus hat die deutsche Sprache mir dazu verholfen, gute Freunde in Korea und China zu gewinnen. Das gehört zu meinem Lebensglück, und ich bin ihr dafür sehr dankbar. In diesem Sinne möchte ich mich weiterhin nach Kräften um eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Ostasien bemühen. Zu meiner Freude hat sich die deutsche Sprache für mich auch hier in Ungarn nicht nur als gemeinsames Verständigungsmittel, sondern auch als die Sprache der Freundschaft erwiesen. Ich danke Ihnen herzlich dafür.