Rechtschreibreform und Nationalsozialismus

Rechtschreibreform und Nationalsozialismus

Hanno Birken-Bertsch / Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache.

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Göttingen: Wallstein 2000. 134 S.

Die Autoren weisen auf Parallelen der aktuellen Rechtschreibreform und der Reformpläne von 1944 hin.

In den letzten Jahren haben sich viele bundesdeutsche Unternehmen kritisch mit ihrer eigenen Vergangenheit während des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Doch nach wie vor fehlt diese Aufarbeitung der NS-Zeit in vielen Zusammenhängen. So sind auch die Kultusminister und die von ihnen mit der Ausarbeitung der Rechtschreibreform beauftragten Wissenschaftler der Frage beharrlich ausgewichen, inwieweit ihr Projekt eine politische Geschichte hat. Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Christian Meier, hat 1998 einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, als er auf die Parallelen der aktuellen Rechtschreibreform zu der Reform des Reichsministers Rust von 1944 hinwies, die bisher »der einzige tiefere Eingriff von Staats wegen in die deutsche Rechtschreibung« gewesen war. Da die Zeit zwischen 1933 und 1945 von offizieller Seite ausgespart wird, wenn es um die historischen Grundlagen der Neuen Rechtschreibung geht, hat die Darmstädter Akademie nun eine Untersuchung herausgegeben, die diese Lücke füllt. Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner zeichnen ein genaues Bild der nach 1933 intensiv geführten Auseinandersetzungen um die deutsche Rechtschreibung. Die Frage, in welcher Weise sie zu »vereinfachen« sei, beschäftigte in den Jahren des Nationalsozialismus − anders als vor 1933 und nach 1945 − höchste politische Kreise, zuletzt Hitler selbst. Die Untersuchung provoziert mit dem Ergebnis, dass die 1996 beschlossene Neuregelung der deutschen Orthographie in ungebrochener Kontinuität auf diesen Reformbemühungen aufbaut, und liefert so einen tabubrechenden Beitrag für die aktuelle Diskussion.