Angst vor Unterhaltung?

Angst vor Unterhaltung?

Angst vor Unterhaltung?. Über einige Merkwürdigkeiten unseres Literaturverständnisses.

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Herausgegeben von Herbert Heckmann. München: Hanser 1986. 144 S.

Was unterhaltsam sei oder was der Begriff Unterhaltung meine, darüber mögen die Ansichten auseinandergehen. Doch wird, zumal in Deutschland, die Frage danach um so weniger gestellt, je mehr man im Bereich der Kunst − und vornehmlich der Dichtung − unablässig einer anderen nachging, nämlich: was Literatur bewirke oder bewirken könne. Wer jedoch Bücher liest, aus eigenem Antrieb oder womöglich gar aus Leidenschaft, möchte nicht nur belehrt oder erbaut, sondern gewiß auch unterhalten werden. Seit Unterhaltung zum Schreckenswort für kunstsinnige Gemüter geworden ist, muss die Frage erlaubt sein, ob die großen Werke der Literatur − Epen, Romane und Dramen − nicht immer auch ›unterhalten‹.