Forum Sprachkritik

Über das Forum Sprachkritik

Das Forum Sprachkritik versammelt und diskutiert Texte von Mitgliedern der Akademie, die sich mit Entwicklungen, Phänomenen und Auffälligkeiten der Gegenwartssprache befassen. Gegenstand dieser Sprachkritik ist der Sprachgebrauch auf allen Ebenen und in allen Bereichen.

Das Forum öffnet sich für alle Gattungen der Sprachkritik: Kleine Formen, Randnotizen, Skizzen, Essays und sprachkritische Untersuchungen. Es lädt ein zu Beiträgen, die gleichermaßen unterhaltend und aufklärend, kurzweilig und nachdenklich sein können.

Das Forum wird getragen von der Auffassung, dass Sprachkritik keine Normen setzt und nicht den Anspruch erhebt, über »richtig« und »falsch« im Sprachgebrauch entscheiden zu können und zu wollen. Vielmehr will es Beispiel und Anregung zur Sprachreflexion sein und durchaus die Implikationen aufzeigen, die ein bestimmter Sprachgebrauch mit sich bringen kann. Die einzelnen Beiträge werden namentlich gekennzeichnet und geben stets die Position der Autorin oder des Autors wieder, nicht aber die der Akademie.

Das Forum Sprachkritik knüpft an das zwischen 2010 und 2016 bereits bestehende gleichnamige Format an.

Kommentare

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Hans-Martin Gauger
‚Ein Zitat von Goethe’ – ‚Ein Goethezitat’

Da ich etwas pingelig bin und da zur Sprachkritik tatsächlich auch Kinkerlitzchen gehören und da schließlich, hat man einmal mit ihr angefangen, gar nicht so leicht zu sagen ist, wo die Kinkerlitzchen beginnen oder aufhören, will ich auch auf folgendem Punkt bestehen. Man sollte doch bitte unterscheiden zwischen, beispielsweise, einem ‚Zitat von Goethe’ und einem ‚Goethezitat’.

Ein Zitat von Goethe liegt vor, wenn Goethe selbst eine Stelle von irgendeinem anderen zitiert, dagegen handelt es sich um ein Goethezitat, wenn Goethe zitiert wird. Man wird zugeben, dass dies wirklich nicht dasselbe ist: entweder zitiert Goethe oder er wird zitiert. Tatsächlich aber hört oder liest man sehr oft ‚Dies ist ein Zitat von Goethe’, wenn offenkundig gemeint ist, dass Goethe zitiert wurde. Beim Lesen stört es natürlich noch mehr, weil von einem Schreibenden größere Sorgfalt erwartet wird als von einem, der einfach so, unvorbereitet redet. Den umgekehrten Fall wird man aber kaum je finden, dass also jemand von ‚einem Goethezitat’ redet, wenn er meint, dass Goethe selbst jemanden zitiert. Dies ist in solchem Fall oft so: die Austauschmöglichkeit ist nur in einer Richtung gegeben. Hier aber, meine ich, ist sie gerade nicht gegeben, hier ist sie falsch. Ich sage nur, man findet in diesem Fall die Verwechslung nach einer Richtung hin häufiger. Übrigens wäre natürlich die Formulierung ‚ein Zitat aus Goethe´ ganz und gar nicht zu beanstanden. Aber das sagen die Leute meist nicht, sondern sie sagen ‚ein Zitat von Goethe’. Und das ist zu beanstanden. Schließlich: unnötig, es hinzuzufügen: was ich zu Goethe sagte, gilt auch für jeden anderen Autor.

Hans-Martin Gauger, November 2010

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