Frühjahrstagung in Biel/Bienne und Zürich

Ohne Zentrum und Peripherie?
Vom Reichtum der Sprachen und Literaturen

Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 22. – 25. Mai 2019 in Biel und Zürich

Die Stadt Biel/Bienne liegt genau auf der Grenze zwischen der deutschsprachigen und der französischsprachigen Schweiz. Man spricht hier beide Sprachen, Deutsch und Französisch, ohne dass sich daraus größere Probleme ergeben. Es liegt auf der Hand, dass sich die Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung an diesem Ort mit der Mehrsprachigkeit beschäftigen will.

Biel ist auch die Geburtsstadt von Robert Walser. Er ist dort aufgewachsen und hat dort in seinen späteren Jahren lange gelebt. Seine drei frühen Romane aber hat Walser alle in Berlin geschrieben, wie vor ihm schon Gottfried Keller seinen Roman „Der grüne Heinrich“ in Berlin vollendet hat. Daraus ergibt sich ein weiteres Thema: Welche Rolle spielen in der heutigen deutschsprachigen Literatur die Metropolen, welche Rolle spielt die Provinz? Lebt die Literatur deutscher Sprache auch heute noch von ihren Landschaften, wo immer sie liegen, an der Ostsee oder an der Montagne Sainte-Victoire? Darüber sprechen zur Eröffnung der Tagung (22.5.) der Literaturwissenschaftler Peter von Matt mit den Schriftstellern Peter Bichsel (Schweiz), Maja Haderlap (Österreich) und Ursula Krechel (Deutschland):

Grenzenlos. Vom Zusammenleben der deutschsprachigen Literatur in drei Staaten

Die Mehrsprachigkeit wird am 23. und 24.5. im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltungen stehen. Zum einen in der Begegnung mit den Schweizer Literaturen: Es gibt Lesungen und Gespräche mit den jungen Autorinnen und Autoren Gaja Grandin, Baba Lussi und Patrick Solvainen – veranstaltet gemeinsam mit dem Schweizerischen Literaturinstitut in Biel:

Junge Literatur aus der Schweiz

Ebenso finden Lesungen und Gespräche mit den Schrifstellern Pedro Lenz (Schweizerdeutsch), Daniel Maggetti (Französisch), Alberto Nessi (Italienisch) und Leta Semadeni (Rätoromanisch) statt. Zum anderen werden die mit der Mehrsprachigkeit verbundenen kultur- und sprachpolitischen Fragen diskutiert – auch vor dem Hintergrund einer postmigrantischen Gesellschaft. Ein Gespräch mit den Expertinnen und Experten Renata Coray, Kijan Espahangizi, Rita Franceschini und Ruth Gantert, moderiert von Virginie Borel, geht den Erfahrungen mit der Vielsprachigkeit in der Schweiz nach:

Über die Mehrsprachigkeit I: kultur- und sprachpolitisch
Über die Mehrsprachigkeit II: literarisch

Ihren Abschluss findet die Tagung in Zürich (25.5.) mit der Verleihung der Akademie-Preise: Der Johann-Heinrich-Voß-Preises für Übersetzung geht an Kurt Steinmann für seine Übertragungen aus dem Lateinischen und Altgriechischen. Die Laudatio hält Hans-Albrecht Koch. Mit dem Friedrich-Gundolf-Preis wird der Literaturwissenschaftler Paul Michael Lützeler für seine herausragende Rolle im transatlantischen Kulturtransfer geehrt. Er wird von Michael Böhler gewürdigt. Beide Preise sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert:

Preisverleihung