Merck-Preis 2025

Ilma Rakusa erhält den Johann-Heinrich-Merck-Preis 2025

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet die Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Ilma Rakusa mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2025 aus. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 1. November 2025 in Darmstadt verliehen.

Begründung der Jury:
»Den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2025 erhält Ilma Rakusa für ihr staunenswert breit gefächertes und sprachlich hochsensibles Werk, in dem die Autorin souverän Genre-, Sprach- und Kulturgrenzen überschreitet. Als Essayistin und Rezensentin, als vielsprachige Übersetzerin und Herausgeberin erschließt und reflektiert sie seit Jahrzehnten mannigfaltige literarische Landschaften. Dabei gilt ihre Entdeckerfreude allem voran der süd-, mittel- und osteuropäischen Literatur und jenen Autorinnen und Autoren, die sich an der Grenze des Möglichen bewegen, wie Danilo Kiš, Péter Esterházy oder Ismail Kadare; ihre langjährige Beschäftigung mit dem Werk Marina Zwetajewas setzt einen literaturhistorischen Meilenstein. Als poetischer Universalgeist und leidenschaftliche Vermittlerin zwischen Kulturräumen und Generationen schlägt Ilma Rakusa, selbst bedeutende Lyrikerin und Prosaautorin, unermüdlich Brücken von der klassischen Moderne und Postmoderne in die europäische Gegenwart.«

Ilma Rakusa wurde am 2. Januar 1946 im slowakischen Rimavská Sobota geboren, als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen. Die Stationen ihrer Kindheit hießen Budapest, Ljubljana, Triest. Im Schulalter kam sie nach Zürich. Sie studierte Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und Leningrad und wurde 1971 mit einer Arbeit zum Motiv der Einsamkeit in der russischen Literatur promoviert. Anschließend war sie bis 1977 Assistentin, danach Lehrbeauftragte am Slawischen Institut der Universität Zürich. Eine Universitätskarriere war für sie jedoch nicht erstrebenswert. »Schreiben, Übersetzen hatten – und haben – Vorrang«, so Ilma Rakusa. Bereits in den 1970er Jahren begann sie zu veröffentlichen: Gedichte, Erzählungen, Prosaminiaturen, Essays und Kritiken vornehmlich in der Neuen Züricher Zeitung und in Die Zeit. Sie übersetzt aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen und Französischen und ist die Herausgeberin der vierbändigen Werkausgabe von Marina Zwetajewa im Suhrkamp Verlag.

Zu ihren Büchern zählen: Von Ketzern und Klassikern. Streifzüge durch die russische Literatur (2003); Langsamer! Gegen Atemlosigkeit, Akzeleration und andere Zumutungen. Essay (2005); Durch Schnee. Erzählungen und Prosaminiaturen (2006); Mehr Meer. Erinnerungspassagen (2009); Einsamkeit mit rollendem ‚r‘. Erzählungen (2014); Fremdvertrautes Gelände. Essays (2011); Impressum: Langsames Licht. Gedichte (2016); Mein Alphabet (2019); Gedankenspiele über die Eleganz. Essay (2021); Kein Tag ohne. Gedichte (2022). Für Herbst 2025 ist der Band Wo bleibt das Licht. Tagebuchprosa angekündigt.

Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, darunter: Petrarca-Preis (1991), Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (Anerkennungspreis, 1998); Adelbert-von-Chamisso-Preis (2003), Johann-Jakob-Bodmer-Medaille (2004), Schweizer Buchpreis (2009), Manès-Sperber-Preis (2015), Berliner Literaturpreis (2017), Kleist-Preis (2019), Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich (2025).

Sie bekleidete mehrere Poetik-Dozenturen, 2010/2011 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seit 1996 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Pressefoto als Download: Ilma Rakusa| Nachweis: »Foto/Copyright: Katalin Déer«
Zur Website der Autorin: ilmarakusa.info
Zur Autorinnenseite des Verlags: droschl.com

Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay wird seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen. Der Preis wird vom Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck finanziert.

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